Video zur drehbaren Sternkarte
Was ist eine drehbare Sternkarte?
Die drehbare Sternkarte ist das wichtigste Hilfsmittel bei der Beobachtung oder Beobachtungsplanung für den Amateurastronomen. Vor allem für Neueinsteiger ist sie sehr hilfreich, um sich am Sternhimmel zurecht zu finden. Sie ist leicht zu bedienen, überall auf den Breitengraden, für die sie berechnet ist, einsetzbar und das ganze Jahr über zu verwenden.
Auf dem Markt gibt es sie in verschiedenen Ausführungen und verschiedenen Formaten.
Wie ist die drehbare Sternkarte aufgebaut?
Drehbare Sternkarten bestehen in der Regel aus drei Teilen. Das Grundblatt mit aufgedruckten Sternen und Sternbildern zeigt noch verschiedene Skalen. Diese sind von Außen nach Innen; Der Tierkreis mit den 12 Tierkreiszeichen, die Rektaszensionsskala, d.h. die “Längengrade” am Himmel, zum Einstellen der Objekte des Sonnensystem, der Skala für die wahre Sonne und die Datumsskala zum Einstellen des Beobachtungstages. Zumeist auf dem Grundblatt findet man noch eine Horizontlinie, die anzeigt, welche Sternbilder zum Beispiel von einem Ort mit der geographischen Breite von 50° Nord zu sehen sind, sowie die Ekliptik, die scheinbare Sonnenbahn, die durch die Tierkreissternbilder läuft. In der Mitte sind der nördliche Himmelspol und der Polarstern.
Ein weiteres Bauteil ist der Planetenzeiger mit der Deklinationsskala, d.h. die “Breitengrade” am Himmel. Der nördliche Himmelspol hat eine Deklination von +90°, der Himmelsäquator 0° und alle Objekte südlich vom Äquator haben negative Deklinationen.
Das letzte Teil ist das Deckblatt mit der Horizontmaske und Uhrzeitskala. Bei richtiger Einstellung zeigt der dunklere Teil an, welche Gestirne unter dem Horizont sind und der hellere Ausschnitt zeigt den geraden sichtbaren Himmel. Die Horizontlinie zeigt die Himmelsrichtungen an.
In nächster Nähe zum Polarstern sind die zirkumpolaren, immer sichtbaren Sternbilder durch einen Kreis eingeschlossen. Alle Gestirne innerhalb des Kreises sind immer zu sehen. Dann finden wir noch den Himmeläquator und die Ekliptik.
Die Verbindungslinie zwischen Südpunkt, Himmelspol und Nordpunkt nennt man Meridian, die Linie zwischen Ostpunkt und Westpunkt 1. Vertikal. Der Schnittpunkt beider Linien ist der Zenit, der Punkt senkrecht über dem Beobachter.
Außen auf dem Deckblatt ist die Uhrzeitskala, mit der man die Beobachtungszeit einstellt.
Wie stellt man die drehbare Sternkarte ein?
Die Sternkarte ist sehr schnell eingestellt. Man muss lediglich das drehbare Deckblatt solange drehen, bis die gewünschte Uhrzeit mit dem Datum übereinstimmt. Als Hilfsmittel kann man den Planetenzeiger verwenden und den Beobachtungstag festhalten. Nun dreht man das Deckblatt solange, bis z.Bsp. die Uhrzeit 20 Uhr die Marke für den Beobachtungstag, nehmen wir mal den 15. Januar erreicht. Nun ist die Sternkarte eingestellt und man kann beobachten.
Zwei Kleinigkeiten sollte man beachten.
1. Auf der Uhrzeitskala muss man die Mitteleuropäische Zeit (MEZ) einstellen. Während der Sommerzeit (März-Oktober) muss man also von der auf der Uhr abgelesenen Zeit eine Stunde abziehen. (Dies gilt selbstverständlich auch für andere Zeitzonen mit Sommerzeit)
2. Für normale Beobachtungen ist die von der Uhr abgelesene und auf der Sternkarte eingestellte Uhrzeit hinreichend genau. Will man aber genauer Beobachten, so muss man die Zeitkorrektur berücksichtigen. Die MEZ gilt genau für den 15. Längengrad Ost. Für jedes Grad östlich davon muss man 4 Minuten zur abgelesenen Uhrzeit addieren, für jedes Grad westlich 4 Minuten subtrahieren. (Wahre Ortszeit) Für den Beobachtungsort Frankfurt muss man also ca. 25 Minuten von der abgelesenen Uhrzeit abziehen und auf der Sternkarte einstellen. Die Zeitangaben für Aufgang, Untergang etc. für Sonne, Mond, Planeten etc. aus den Jahrbüchern, wie z.B. aus dem Kosmos Himmelsjahr, sind für den Ort 10° Ost und 50° Nord angegeben. Die Zeitkorrektur für den eigenen Standort errechnet sich gleich, fällt allerdings geringer aus, für Frankfurt beträgt sie ca. 6 Minuten.
Wie verwendet man die drehbare Sternkarte?
Jetzt kann man eigentlich schon beobachten. Es empfiehlt sich, die Sternkarte so vor sich zu halten, dass die Himmelsrichtung in die man blickt, nach unten zeigt. Dann kann man bequem den Anblick von der Sternkarte mit dem Himmelsanblick vergleichen. Blickt man nach Süden, sollte Süden auf der Sternkarte nach unten zeigen. Schaut man nach Westen, dreht man die Karte so, dass Westen unten steht. Beim Blick nach Norden steht Norden unten und beim Beobachten in Richtung Osten dreht man die Sternkarte so das Osten nach unten zeigt.
Was zeigt die drehbare Sternkarte?
Neben den Sternbildern und den hellsten Sternen zeigt die drehbare Sternkarte auch Objekte, die mit dem Fernglas oder Teleskop zu sehen sind. So sind hier die wichtigsten Doppelsterne und veränderliche Sterne gezeigt. Zudem findet man die hellsten Messier-Objekte. Das sind die Gasnebel, offene Sternhaufen, Galaxien und Kugelsternhaufen, die der französische Astronom Charles Messier im 17. Jahrhundert in einer, nach ihm benannten Liste erfasste. Die Sternkarte zeigt Objekte, die eine feste Position am Firmament haben. Den Mond und die Planeten wird man aber vergeblich suchen, da sie ständig ihre Stellung unter den Sternen ändern.
Wie findet man mit der drehbaren Sternkarte den Mond oder die Planeten?
Der Mond und die Planeten sind im Bereich der Ekliptik, also dem Tierkres zu finden. Mit dem Planetenzeiger kann man ihre Position auf der Sternkarte einstellen. Dazu muss man ihre Koordinaten, also die Rektaszension nachschlagen. Bei den mit bloßem Auge sichtbaren Planeten ist die Deklination in der Regel nicht nötig, da sich die Planeten recht genau auf der Ekliptik bewegen. Die Rektaszension findet man in einem astronomischen Jahrbuch, oder kann sie mit einem Planetariumsprogramm ermitteln, bzw. im Internet herausfinden. Nun stellt man mit dem Planetenzeiger die Rektaszension des Planeten ein, hier im Beispiel für den Planeten Jupiter auf 1h und 57min. Dort wo der Planetenzeiger die Ekliptik schneidet, steht der Jupiter. In unserem Beispiel ist er im Sternbild der Fische zu finden. Ähnliches ist hier auch für den Planeten Mars gezeigt, der im Sternbild Löwe steht.
Auf diese Weise kann man alle Objekte des Sonnensystems einstellen und am Himmel finden.
Der Umgang mit der drehbaren Sternkarte lernt man am besten mit ständigem Üben. So kann man sich bald gut am Himmel zu Recht finden. Zum Ablesen der Sternkarte im Dunkeln benutzt man am besten eine Taschenlampe mit rotem Licht, um die Augen nicht zu blenden.
Im Handel erhältliche Drehbare Sternkarten
Die bewährten aus dem Kosmos-Verlag:
• Sternkarte für Einsteiger, von Hermann-Michael Hahn und Gerhard Weiland, 7,95 Euro.
Ideal für Einsteiger, einfach zu bedienen. So macht das Kennenlernen des Sternhimmels Spaß.
• Nachtleuchtende Sternkarte für Einsteiger, von Hermann-Michael Hahn und Gerhard Weiland, 12,90 Euro.
Auch diese Sternkarte ist einfach zu handhaben. Das Besondere dieser Sternkarte ist, das sie keine Taschenlampe zum Anleuchten brauchen. Einmal mit einer Lampe “aufgeladen”, leuchtet die Sternkarte bis zu einer Stunde nach.
• Drehbare Kosmos-Sternkarte, von Hermann-Michael Hahn und Gerhard Weiland, 14,90 Euro.
Die drehbare Sternkarte für alle, die mehr entdecken wollen. Mit der Sternkarte kann man nicht nur sehen, welche Sternbilder gerade am Himmel stehen, es lassen sich auch die Positionen der Planeten einstellen, der Auf- und Untergang, sowie die Dämmerungszeiten und vieles mehr bestimmen. Verzeichnet sind auch die hellsten Messier-Objekte. Die Sternkarte eignet sich besonders zur Beobachtungsvorbereitung.
• Drehbare Mini-Sternkarte, von Hermann-Michael Hahn und Gerhard Weiland, 8,50 Euro.
Der kleine Bruder der drehbaren Kosmos-Sternkarte. Das kleine Format lässt sie in jeder Tasche verschwinden. Der Nachteil der Karte ist, es sind weniger Objekte verzeichnet und für ältere Menschen ist sie schlechter lesbar.
Sternkarte vom Oculum Verlag
• Drehbare Himmelskarte, von Michael Feiler und Stephan Schurig, 14,90 Euro.
Die Sternkarte zeigt an, welche Sternbilder gerade am Himmel stehen. Es lassen sich auch die Positionen der Planeten einstellen, der Auf- und Untergang, sowie die Dämmerungszeiten und vieles mehr bestimmen. Diese Sternkarte zeigt viele Messier-Objekte, die sowohl im Deep Sky Reiseführer als auch im Deep Sky Reiseatlas aufgeführt sind. Auf der Rückseite der Karte finden sich noch nützliche Informationen über die Orientierung am Nachthimmel, regelmäßige Sternschnuppenströme, Sichtbarkeit der Planeten und weitere Infos.
Sternkarten zum Selbstbauen von AstroMedia
• Die drehbare Pracht-Sternkarte, von Klaus Hünig und Nils Rhode, 14,90 Euro.
Diese schöne Sternkarte ist eine Reproduktion einer Sternkarte von 1899 aus dem Verlag des Königlichen Hoflieferanten F.H. Klodt aus Frankfurt.
• Die drehbare Sternkarte, von Klaus Hünig, 2,40 Euro.
Diese Sternkarte zeigt die wichtigsten Sternbilder des Himmels. Unscheinbare Sternbilder fehlen hier. Für den Preis aber eine echte Alternative. Diese Sternkarte ist auch erhältlich bei der Astronomieschule Oliver Debus.
Die hier vorgestellten Sternkarten sind alle für die Beobachtung von Mitteleuropa aus ausgeführt, sie lassen sich aber auch entlang der gleiche nördlichen Breite verwenden. Für andere Breiten gibt es im Astro-Fachhandel entsprechende Sternkarten.
Eine Alternative dazu ist die Webbasierte Planisphere. Hier kann man sich seine ganz persönliche Sternkarte erstellen, asudrucken und zusammenbauen.
Ein weiteres schönes Hilfsmittel zur Beobachtungsplanung ist das von mir vorgestellte Poster “Das astronomische Jahr 2012”.
Ein Nachtrag: Ich freue mich, dass mein Video zur drehbaren Sternkarte offenbar gut ankommt und gefallen findet. Besonder freut es mich, dass sowohl Stefan Gotthold von Clear Sky-Blog in seinem Artikel über den Bau einer Sternkarte auf mein Video verlinkt hat und das Stefan Taube bei Lichtecho Werbung macht. Danke dafür. Gerne kann das Video auch auf anderen Seiten eingebaut und verlinkt werden.
FreiZeitGeist meint
Ein nicht zu verachtender Nebenaspekt: Man lernt, wie sich “Der Himmel dreht” – besser die Erde darunter und welche Rolle die Position auf der Erde dabei spielt. Wer mit so einer Drehtkarte mal gespielt hat, der fällt auf Hoaxes wie den “schiefen Mond” aus diversen Schwurbelvideos nicht mehr herein…
… hier hat die olle Drehkarte einen grossen Vorteil gegenüber den heutigen Sternkarten-Apps!
Stefan Gotthold meint
Hallo Oliver,
vielen Dank fürs verlinken. Ich finde Videos immer toll und in meinem Schulprojekt habe ich germerkt, dass ein Video doch noch ein wenig Aussagekräftiger ist als ein Bild. Die Kinder, und sicher auch viele Erwachsenen, sehen halt lieber bewegte Bilder. Ich gebe es zu, ich auch!
Viele Grüße und CS
Stefan