Unser roter Nachbarplanet, der Mars, regte schon immer die Fantasie der Menschen und inspirierte sie. Bei Astronomen und Wissenschaftler steht er schon lange im Focus der Forschung. Seit den Beobachtungen des italienischen Astronomen Giovanni Schiaparelli wird über Leben, sogar intelligentes Leben auf ihm spekuliert. 1877 beobachtete er in seinem Teleskop den Mars und sah auf dem Planeten Strukturen, die er als Marskanäle (Canali) bezeichnete. Für Schiaparelli waren die Kanäle natürlich entstandene Strukturen. Allerdings entstand durch einen Übersetzungsfehler ins Englische – das italienische „Canali“ wurde nicht als „canals“ sondern als „channels“ übersetzt – die Idee, dass diese Strukturen künstlich seien. Dieser Gedanke wurde in der aufkommenden Science Fiction aufgegriffen und so entstand der Mythos der Marsianer, die künstliche Bewässerungskanäle anlegten und sogar mit neidischen Augen auf unsere Erde blicken und sich anschicken unseren Planeten zu erobern. So hat es H.G. Wells 1898 in seinem Roman „Der Krieg der Welten“ beschrieben. Zahlreiche Filme griffen diesen Gedanken auf. Am bekanntesten ist wohl die Hörspielinszenierung von Schauspieler Orson Welles, die an Halloween 1938 im amerikanischen Radiosender CBS gesendet wurde und teils zu Panik bei den Hörern führte.
Die Bilder der NASA Sonde Mariner 4 zeigten 1965, dass der Mars ein toter Wüstenplanet ist. Aufsehend erregend, vor allem für die Fans der Idee intelligenten Lebens auf dem Mars, war ein Bild des MarsorbitersViking-1 das die Region Cydenia zeigt. Darin zu sehen war eine Hügelkette, von der ein Hügel wie ein menschliches Gesicht erschien. Spätere Aufnahmen anderer Orbiter entlarvten das „Marsgesicht“ als Hügel mit interessanten Licht Schatten Spiel. Allerdings hält sich bis heute die Ansicht, auf dem Mars könnte sich einfachstes Leben entwickelt haben. Die Marsmissionen der vergangenen Jahre haben gezeigt, dass es in der Frühzeit des Mars eine Periode gab, in der der Mars eine dichtere Atmosphäre hatte und es mehr flüssiges Wasser auf dem Mars gab. Das Klima war damals wärmer und feuchter. Daher ist es durchaus denkbar, dass sich auf unserem roten Nachbarplaneten einfaches Leben entwickelt hat und dieses sich in tiefere Regionen des Marsbodens zurück zog und dort bis heute überdauert. Kein Wunder also, dass der Mars der Planet in unserem Sonnensystem ist, der sich über den meisten Besuch über von der Erde erfreuen kann. Dabei zeigt sich, dass Marsmissionen keinesfalls einfach sind. So waren von bislang 45 Marsmissionen (Stand November 2016) nur 18, also nicht mal die Hälfte erfolgreich.
Bei den Landeversuchen auf der Marsoberfläche sieht es nicht sehr viel besser aus. Von 15 versuchten Landungsversuchen sind nur 7 wirklich gelungen (Viking 1 und 2, Mars Pathfinder/Sojourner, MER-A Spirit, MER-B Opportunity, Phoenix und MSL Curiosity). Selbst die so vom Erfolg verwöhnten Amerikaner mussten drei Fehlschläge bei Landeversuchen hinnehmen.
Derzeit sind 6 Orbiter um den Mars aktiv, darunter auch die beiden europäischen Marsorbiter Mars Express und ExoMars Trace Gas Orbiter (2001 Mars Odyssey, Mars Reconnaissance Orbiter, Mars Orbiter Mission (Indien), MAVEN). Die Oberfläche des Mars wird derzeit von den beiden amerikanischen Rovern Opportunity und Curiosity untersucht.
Der Mars in Zahlen
Durchmesser: 6794 km (halber Erddurchmesser)
Oberfläche: 145 Millionen km2 (entspricht etwa der Landfläche der Erde)
Gravitation: 3.711 m/s2 (1/3 der Erdschwerkraft)
Dichte: 3.93 g/cm2 (Erde: 5.51 g/cm3)
Mittlere Entfernung zur Sonne: 227.994.000 km (ca. 1,52 AE)
Marstag (sol): 24 Stunden 37 Minuten
Marsjahr: 669 sols oder 687 Erdtage
Mittlere Temperatur:-55°C (von -133°C an den Polen im Winter bis +27°C am Äquator im Sommer)
Marsatmosphäre: 95,32% Kohlendioxid, 2,7% Stickstoff, 1,6% Argon, 0,13% Sauerstoff
Atmosphärendruck auf der Oberfläche:6,35 mbar (weniger als 1/100 des irdischen Luftdruckes)
Monde: Phobos: 27x22x18 km; Entfernung ca. 6000 km
Deimos: 15x12x11 km; Entfernung ca. 20.000 km
Mars Express
Seit Weihnachten 2003 umkreist der europäische Orbiter Mars Express den roten Planeten. Mars Express ist die erste erfolgreiche Marsmission der europäischen Raumfahrtorganisation ESA. Mit ihrer hochauflösenden Kamera hat die Sonde zahlreiche faszinierende Bilder von mehr als 95% der Marsoberfläche gemacht, 2/3 davon in einer Pixelauflösung von 20m. Mars Express hat uns geholfen die Geschichte des Mars besser zu verstehen. So hat der Mars in seiner Frühphase mehr Wasser gehabt, worauf auf der Marsoberfläche gefundene Sulfatablagerungen und Schichtsilikate hinweisen. Diese entstehen nur bei längerer Einwirkung durch Wasser. Große Eisablagerungen in mehreren Kilometern Tiefe, die Mars Express gefunden hat, legen die Vermutung nahe, dass die Wasservorkommen vor drei Milliarden Jahren durch Klimaveränderungen allmählich im Marsboden als Eis abgelagert wurden. Ein weiteres Ergebnis von Mars Express ist die Erkenntnis, dass der Mars bis vor weniger als 100 Millionen Jahren vulkanische Aktivität aufwies. Man nimmt sogar an, dass geologische Aktivitäten auch heute noch auf dem Mars möglich sein könnten. Eine weitere interessante Entdeckung von Mars Express war die Messung von Methan in der Atmosphäre. Auf der Erde entsteht Methan hauptsächlich durch biologische Prozesse, nur ein Bruchteil ist vulkanischen Ursprungs oder entsteht durch hydrothermale Aktivität.
2014 wurde die Missionsdauer von Mars Express bis Ende 2018 verlängert, so dass die Sonde noch spannende Erkenntnisse zu Tage fördern kann.
Mit Mars Express beförderte die ESA einen kleinen Landeroboter mit Namen Beagle 2 zum Mars. Dieser sollte Weihnachten 2004 auf dem Mars landen und dort mit einem Bohrer den Marsboden untersuchen. Allerdings konnte nie Funkkontakt zu dem Lander hergestellt werden.
Die aktuelle europäische Mission zum Mars ist ExoMars 2016.
ExoMars
ExoMars ist eine Kooperation der europäischen Raumfahrtagentur ESA mit russischen Raumfahrtorganisation Roscosmos. Dieses Programm beinhaltet zwei Missionen zur Erforschung des Planeten Mars. Der Name ExoMars geht auf den Begriff Exobiologie zurück und beschreibt das Ziel der Missionen, die Suche nach Lebenszeichen auf dem roten Planeten. Dabei sollen die Fragen, die z.Bsp. die durch Mars Express aufgeworfenen Fragen. Die erste Mission, ExoMars 2016, besteht aus einem Orbiter, dem Trace Gas Orbiter (TGO) und einem Testlandegerät, dem Entry, descent and landing Demonstrator Module (EDM). Die zweite Mission, ExoMars 2020, soll in 2020 einen Rover zum Mars bringen.
Am 14. März 2016 startete die ExoMars Mission an der Spitze einer russischen Proton-M Rakete vom russischen Kosmodrom Baikonur in Kasachstan.
ExoMars 2016 Start Bilder aus dem ESOC

Nach erfolgreicher Trennung von der Oberstufe der Rakete nahm die Sonde Kurs zum Mars, den sie am 19. Oktober erreichte. 3 Tage zuvor wurde das Testlandegerät Schiaparelli von der Muttersonde abgelöst. Während der Trace Gas Orbiter erfolgreich in die vorgesehene Umlaufbahn um den Mars einschwenkte, scheiterte der Landeversuch des Landegerätes.
ExoMars 2016 Ankunft Bilder aus dem ESOC

Trace Gas Orbiter (TGO)
Der Trace Gas Orbiter, zu deutsch Spurengas Orbiter, hat am 19. Oktober 2016 den Mars erreicht und ist in eine stark elliptische Umlaufbahn eingeschwenkt (Abstand zwischen 300 km und 96.000 km). Man sollte denken, dass es bei solchen Manövern eine gewissen Routine herrscht. Allerdings zeigt die jüngste Vergangenheit, dass auch hier immer wieder was schief gehen kann. Das liegt schon daran, dass die Flugingenieure nicht direkt in den Flug eingreifen können. Funkbefehle brauchen mehrere Minuten bis sie von der Erde den Mars erreicht haben. Im Falle von TGO war der Mars etwas mehr als 1 Astronomische Einheit (1 AE = 149,6 Millionen km) von der Erde entfernt und Signale brauchen gut 8 Minuten für die einfache Strecke. Die Flugingenieure erfahren somit erst nach 16 Minuten, ob der Befehl ausgeführt wurde. Besonders kritisch ist es, wenn der Orbiter von der Erde aus gesehen hinter dem Mars steht. Man kann sich die Erleichterung der Wissenschaftler im ESOC Kontrollraum vorstellen, als sich die Sonde nach der Umrundung das Mars meldete und das erfolgreiche Einschwenken in den geplanten Marsorbit bestätigte. Von März 2017 bis März 2018 nutzt die Sonde bei verschiedenen Manövern die Marsatmosphäre um ihre kreisförmige Umlaufbahn in einer Höhe von 400 km über der Marsoberfläche zu erreichen. Dann erst beginnt die eigentliche wissenschaftliche Mission, deren Dauer für 4 Jahre angesetzt ist. TGO ist mit den neusten Messinstrumenten ausgerüstet und wird die Zusammensetzung der Marsatmosphäre untersuchen. Der Schwerpunkt liegt dabei auf der Analyse von Gasen wie Methan, Wasserdampf, Stickstoffdioxid und Acetylen. Diese Gase können ein Hinweis für aktive biologische oder geologische Prozesse sein. Allerdings kommen sie nur in geringer Konzentration – weniger als 1 % – in der Marsatmosphäre vor. Parallel zu diesen Messungen wird der Orbiter die Marsoberfläche fotografieren und helfen mögliche Quellen für Spurengase, wie Vulkane zu finden.
Dabei spielt das Methan eine besondere Rolle. Frühere Messungen haben zum Beispiel gezeigt, dass das Vorkommen von Methan örtlich und zeitlich variiert. Methan ist ein in geologischen Zeitskalen betrachtet kurzlebiges Gas. Sein aktuelles Vorkommen ist ein Hinweis auf eine derzeit aktive Quelle. Die Messungen von TGO werden helfen die Natur und die Quellen des Methans besser zu verstehen.
Der Orbiter wird jahreszeitliche Veränderungen in der Zusammensetzung der Marsatmosphäre und der Temperatur messen und uns so helfen ein besseres Verständnis über die Marsatmosphäre und deren Veränderungen zu bekommen.
Die Sonde wird auch nach Wasserstoff auf der Oberfläche und im Marsboden bis zu einer Tiefe von 1m mit verbesserter räumlicher Auflösung suchen. Dies könnte Hinweise auf unterirdische Lagerstätten von Wassereis geben. Diese Lagerstätten, zusammen mit den gefundenen Quellen für Spurengase werden die Auswahl für Landeplätze zukünftiger Missionen beeinflussen.
TGO wird ebenfalls als Relaisstation für die Kommunikation weiterer Marsmissionen, wie ExoMars 2020 dienen.
Der Trace Gas Orbiter in Zahlen
Sonde: 3,5x2x2 m, Solarsegel, Spannweite 17,5m, Leistung 2000 Watt.
Startmasse: 4332 kg, davon 135,6 kg wissenschaftliche Instrumente und 600 kg für Schiaparelli.
Antrieb: Bipropellant, Haupttriebwerk mit einem Schub von 424 N für den Eintritt in den Marsorbit und weitere Manöver.
Stromversorgung: zusätzlich zu den Sonnenkollektoren noch zwei Lithium-Ionen-Batterien mit insgesamt 5100 Wh Kapazität.
Kommunikation: 2,2 m Parabol-Hochleistungsantenne (X-Band 65W) für die Kommunikation mit der Erde, sowie UHF-Transceiver der NASA zur Kommunikation mit Landern und Rovern auf der Oberfläche.
Missionsdauer: geplant bis Ende 2022.
Instrumente des TGO
CaSSIS: Colour and Stereo Surface Imaging System. Diese hochauflösende Kamera (5m pro Pixel) wird Farb- und Stereobilder von der Marsoberfläche machen.
NOMAD: Nadir an Occultation for Mars Discovery. NOMAD besteht aus drei Spektrometer, zwei Infrarot- und ein Ultravioletspektrometer. NOMAD soll die Atmosphäre des Mars nach Spurengasen wie Methan und andere suchen.
ACS: Atmospheric Chemistry Suite. ACS besteht aus drei Infrarotspektrometer, die die Chemie und den Aufbau der Marsatmosphäre, sowie das Vorhandensein von Aerosolen untersucht.
FREND: Fine Resolution Epithermal Neutron Detector. Dieser Neutronendetektor wird nach Wasserstoff auf der Oberfläche und bis zu einer Tiefe von 1m unter der Oberfläche suchen und unterirdische Lagerstätten von Wassereis finden helfen. Die zu erreichende Messgenauigkeit wird 10 Mal besser als bisherige Messungen sein.
Entry, Descent and Landing Demonstrator Module (EDL) Schiaparelli
Eine Landung auf dem Mars, das zeigt die Marsforschung der vergangenen Jahre ist nicht einfach. Von 15 Versuchen waren gerade mal 7 wirklich erfolgreich. Das Prinzip einer weichen Landung auf dem Mars erscheint dabei recht einfach.
Im Falle von Schiaparelli sollte das folgendermaßen ablaufen. Das Landemodul tritt mit einer Geschwindigkeit von 21.000 km/h in einer Höhe von 121 km in die Atmosphäre des Planeten ein. Gut vier Minuten dauert die erste Phase des Landeanflugs. Es ist ein heißer Ritt durch die Atmosphäre die immer dichter wird. Der Luftwiderstand heizt den Hitzeschild der Sonde auf. In einer Höhe von gut 11 km ist die Landeeinheit auf eine Geschwindigkeit von gut 1700 km/h abgebremst worden. In dieser Höhe wird der Überschallfallschirm geöffnet, der die weitere Abbremsung übernimmt.
40 Sekunden später wird der untere Hitzeschild abgesprengt. Der Lander hat dann eine Höhe von 7 km und eine Geschwindigkeit von 320 km/h. Jetzt beginnt das Dopplerradarsystem die Höhe des Landers, sowie die vertikale und horizontale Geschwindigkeit. Der Fallschirm bremst das Landegerät auf gut 250 km/h ab und wird in einer Höhe von 1,2 km mit dem rückseitigen Hitzeschild abgebremst. Eine Sekunde später werde die 9 Bremstriebwerke gezündet, die den Lander bis zu einer Höhe von 2 m auf gut 4 km/h abbremst. Die letzten 2 Meter durchfällt die Sonde ungebremst und landet mit einer Geschwindigkeit von gut 10 km/h.
Ähnliche Landeverfahren hat die NASA bereits bei ihren erfolgreichen Landungen der beiden Viking Landern und bei Phoenix angewendet. Bei den Rovermissionen Pathfinder, Spirit und Opportunity wurde die letzte Bremsphase mit Airbags durchgeführt und bei dem Rover Curiosity wurde der Kleinwagen große Rover von einem Sky Crane abgesetzt.
Schiaparelli sollte für das oben genannte Landeverfahren die nötigen Techniken für die Landung des ExoMars Rovers testen. Getestet wurden neue Materialien für den Hitzeschild und den Fallschirm. Das Dopplerradarsystem und die mit Hydrazin betriebenen Bremsraketen wurden ebenfalls erprobt. Während der Landung wurden mit 4 wissenschaftlichen Instrumenten Messungen durchgeführt. Da Schiaparelli ein Testlander war, hatte er nur eine geringe Lebensdauer auf der Marsoberfläche und seine Aufgaben gingen nicht über die einer besseren Wetterstation hinaus.
Schiapparelli in Zahlen
Masse: 600 kg
Durchmesser: 1,65 m
Durchmesser des Fallschirms: 12 m
Antrieb: dreimal je 3 Hydrazin-Triebwerke (je 400N)
Missionszeit: wenige Tage
Instrumente des EDL
DREAMS: Dust Characterisation, Risk Assessment, and Environment Analyser on the Martian Surface. War eine Zusammenstellung von Instrumenten um Messungen auf dem Boden zu machen. Gemessen werden sollte die Windgeschwindigkeit und Richtung (MetWind), die Luftfeuchtigkeit (DREAMS-H), der Luftdruck (DREAMS-P), die Lufttemperatur in Bodennähe (MarsTem), Sonneneinstrahlung und Transparenz der Atmosphäre (Solar Irradiance Sensor, SIS) und Strahlung und elektrische Aufladung in der Atmosphäre (Atmospheric Radiation and Electricity Sensor, MicroARES). Es sollten genauere Erkenntnisse über den Einfluss von elektrischen Kräften, auch in Abhängigkeit von der Feuchtigkeit, auf den Staub gewonnen werden. Mit diesem Mechanismus werden Staubstürme ausgelöst.
AMELIA: Atmospheric Mars Entry and Landing Investigation and Analysis. Mit AMELIA sollten während des Fluges bis zur Landung die atmosphärischen Bedigungen, wie Dichte und Druck messen.
COMARS+: Combined Aerothermal and Radiometer Sensors instrumentation package. COMARS+ maß den Wärmefluss im Hitzeschild von Schiaparelli während des Fluges durch die Atmosphäre.
INRRI: INstrument for landing-Roving laser Retroreflector Investigations. INRRI war ein Areal von Laserreflektoren, die von Orbitern benutzt werden konnten den Testlander während des Landeanflugs zu lokalisieren.
DECA: Descent Camera. DECA nahm verschiedene Bilder während des Landanfluges auf. Sie war aber nicht dafür vorgesehen Bilder von der Landestelle zu machen.
Was ging nun schief?
Mittlerweile wissen wir, was bei der Landung des Testmoduls Schiaparelli, mittlerweile auch als Schrapnelli bezeichnet, schiefging. Es gab ein Kommunikationsproblem zwischen dem Bordrechner und den Sensoren. Der Bordrechner interpretierte die ankommenden Signale der Sensoren falsch und löste das hintere Hitzeschutzschild mit den Bremsfallschirm bereits in einer Höhe von 2-4 Kilometern. Die drei Bremstriebwerke wurden nur kurz gezündet, da der Bordcomputer der Annahme war, dass “Schrapnelli” kurz vor der Landung war. Der Testlander fiel daraufhin ungebremst zum Marsboden, wo er dann, in dem geplanten Landeareal aufschlug und der übergebliebene Treibstoff explodierte. Dies zeigen Aufnahmen des amerikanischen Orbiters Mars Reconnaisance Orbiters zeigen.

ExoMars Rover
Für 2020 ist der zweite Schritt im ExoMars Programm geplant. An der Spitze einer russischen Proton Rakete soll der europäische Marsrover zusammen mit der russischen Landeplattform von Baikonur aus gestartet werden. Die Reisedauer zum Mars wird etwa 9 Monate betragen. Dort angekommen wird der Rover und die Landeplattform, die von einer von Roskosmos und der ESA entwickelten Abstiegsmodul geschützt ist, vor Eintritt in die Marsatmosphäre vom Trägermodul abgetrennt. Während des Landeanflugs wird die Nutzlast von einem Hitzeschild vor der extremen Hitze beim Flug durch die Marsatmosphäre geschützt, bis die Geschwindigkeit soweit reduziert ist, dass ein Fallschirmsystem die weitere Abbremsung übernimmt. Nach dem Fallschirm wird die Geschwindigkeit von Bremsraketen weiter bis kurz vor dem Marsboden reduziert. Die restliche Energie wird von einem Dämpfungssystem abgefangen und garantiert, dass die Nutzlast die Landung unbeschadet übersteht.
Nach der Landung, wird der etwa Golf Buggy große Rover die Landeplattform verlassen und seine wissenschaftliche Mission beginnen. Das Hauptziel ist die Suche nach gut geschütztem organischem Material aus der Frühgeschichte des Mars. Mit seinem neun wissenschaftlichen Instrumenten, als Pasteur bekannt, wird der Rover die Geologie des Landeplatzes erkunden und die physikalischen und chemischen Eigenschaften der hauptsächlich aus dem Boden gewonnenen Proben bestimmen. Diese werden mit einem Bohrer – erstmalig in der Marsforschung eingesetzt – aus unterschiedlichen Tiefen, bis zu 2 m aus dem Marsboden entnommen. Unterirdische Bodenproben enthalten eher altes und gut erhaltenes biologisches Material als oberirdisches Material, da die heutige Marsatmosphäre zu dünn ist um vor kosmischer Strahlung und photochemischer Zersetzung zu schützen.
Die Proben werden von verschiedenen Instrumenten des am Bord des Rovers befindlichen Analyselabors untersucht um die chemische und mineralogische Zusammensetzung des Material zu bestimmen. Während seiner Missionszeit wird der Rover mehrere Kilometer zurücklegen und somit Proben von ganz unterschiedlichen Stellen untersuchen um so ein möglichst genaues Bild vom Landeort und seiner Umgebung zu erhalten.
Instrumente des ExoMars Rovers
PanCam: Panoramic Camera. Die PanCam besteht aus drei Kameras, ein Stereokamerapaar und eine hochauflösende Kamera. Sie wird Farbaufnahmen der Umgebung des Rovers machen, um eine digitale Geländekarte anzufertigen. Das soll bei der Entscheidung helfen wohin der Rover fährt und welche Ziele er untersuchen soll.
ISEM: Infrared Spectrometer for ExoMars. ISEM soll die mineralogische Zusammensetzung von möglichen Bodenziele abschätzen. Zusammen mit der PanCam wird ISEM zur Auswahl der Ziele für weitere Untersuchungen durch andere Geräte beitragen.
CLUPI: Close-UP Imager. Dieses Kamerasystem wird hochauflösende, farbige Nahaufnahmen von Felsen, Aufschlüsse und Bohrkernproben machen.
WISDOM: Water-Ice and Subsurface Deposit Observation On Mars. WISDOM ist ein den Boden durchdringendes Radar um die Stratigraphie, d.h. eine relative Datierung des Bodens unter dem Rover durchzuführen. Zusammen mit Adron, das Hinweise auf Wasser im Boden liefern kann, wird es dazu verwendet zu entscheiden, wo man Bodenproben für die Analyse nehmen will.
Adron: Adron ist ein Neutronenspektrometer, das nach unterirdischem Wasser und nach hydratisierten Mineralien suchen soll. Es wird in Verbindung mit Wisdom dafür verwendet, den Boden unter dem Rover zu untersuchen und nach interessanten Bereichen zu schauen, in denen der Bohrer eingesetzt und Proben aus dem Untergrund holen soll.
Ma_MISS: Mars Multispectral Imager for Subsurface Studies.
Ma_MISS befindet sich innerhalb des Bohrers und wird für mineralogische Untersuchungen des Gesteins verwendet.
MicrOmega: Das ist ein Bildspektrometer das im Bereich des sichtbaren und infraroten Lichtes arbeitet und wird für die mineralogischen Untersuchungen der Proben verwendet.
RLS: Raman Laser Spectrometer. RLS wird die mineralogische Zusammensetzung der Gesteine untersuchen und nach organischen Pigmenten identifizieren.
MOMA: Mars Organic Molecule Analyser. MOMA sucht nach Hinweisen auf biologische Prozesse. Damit sollen Antworten auch die Fragen nach den möglichen Quellen, der Entwicklung und der Verteiluung von Leben auf dem Mars gefunden werden.
Die Wahl eines Landeplatzes
Die Oberfläche des Mars beträgt gut 145 Millionen Quadradtkilometer. Das ist nahezu die gleicht Fläche, die die Landmassen der Erde haben. Dank der Marsforschung durch Raumsonden der vergangenen 5 Jahrzehnte ist die Oberfläche des Mars sehr gut bekannt, was die Auswahl von Landeplätzen, im Vergleich zu Beginn der ersten Landemissionen erheblich vereinfacht.
Da die Hauptaufgabe des ExoMars Rovers die Suche nach Indizien für Leben auf dem Mars ist, werden mögliche Landeplätze danach ausgesucht, dass es dort Hinweise auf das Vorhandensein von ausreichend flüssigem Wasser in der Vergangenheit. Gleichzeitig müssen die Landeplätze verschiedenen technologischen Einschränkungen genügen.
Für mögliche Landeplätze kamen bislang in die nähere Auswahl: Mawrth Vallis (einer der ältesten Abflusskanäle, im dem viele tonreiche Felsen zu finden sind), Oxia Planum (eines der Gebiete mit den größten Vorkommen an tonreichen Ablagerungen), Hypanis Vallis (der Rest eines alten Fluß Deltas) und Aram Dorsum (ein Gebiet in dem man angeschwemmtes Material findet, dass auf einen das Gebiet durchfließenden Kanal schließen lässt). Das Gebiet Oxia Planum wurde von der Arbeitsgruppe, die den Landeplatz auswählt, als primäres Ziel für eine Landung ausgewählt. Allerdings wird der genaue Landeplatz für ExoMars 2020 erst in den nächsten Jahren von ESA und Roskosmos ausgewählt.
Zukunft der Marsforschung
Der ExoMars Rover wird der erste europäische Roboter auf dem Mars sein. Doch schon gibt es weitere Ideen den Mars zu erforschen. So wird in Betracht gezogen Proben vom Mars zur Erde zu bringen und sie in irdischen Labors genauer zu untersuchen. „Mars Sample Return“ wir solch eine Mission heißen. Die ESA möchte solch eine Mission mit der NASA durchführen. Die Proben würden von einem Rover eingesammelt und dann von einer kleinen Raketen zurück zur Erde gebracht. So möchte man gut 5 kg Marsgestein zur Erde bringen.
Geht es nach den Träumen der Raumfahrtorganisationen ESA, NASA oder Roskosmos, so könnten bald Menschen auf dem Mars sein und diesen erforschen. Geologen könnten viel gezielter Gesteine erkennen und erforschen als Roboter. So könnte die Suche nach Leben auf dem Mars gezielter durchgeführt werden als bisher. Ob und wann bemannte Flüge zum Mars stattfinden werden, dass steht derzeit noch in den Sternen.
Zum Weiterlesen:
ExoMars 2016 – Europe‘s new era of Mars exploration, ESA, BR-327, Nov. 2015
L‘Europe avec ExoMars, Espace & Exploration, Sept./Okt. 2016
ESA Webseite: http://www.esa.int/ESA
ESA Webseite zur Marsforschung: http://exploration.esa.int/mars/
ESA auf Youtube: https://www.youtube.com/user/ESA/

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