Die Venus steht seit Anfang 2020 als hell strahlender Abendstern nach Sonnenuntergang am westlichen Abendhimmel. Dabei hat ihre Helligkeit stetig zugenommen. Doch Ende Mai wird sich die Venus als Abendstern verabschieden. Am 3. Juni wandert sie unterhalb der Sonne an dieser vorbei und wird ab 15. Juni am Morgenhimmel wieder sichtbar. Ihre Zeit als Morgenstern dauert dann bis März 2021. Spannend bei der Venusbeobachtung ist, dass man bereits im kleinen Teleskop recht deutlich die Phasengestalt der Venus erkennen kann. Über längere Zeit betrachtet kann man die Veränderung der Venusphasen verfolgen, ganz so als würde man den Mond betrachten.
Schon oft habe ich die Venus am Abendhimmel beobachtet und fotografiert. Doch bislang habe ich mich nie bemüht die Venus über längere Zeit einmal zu fotografieren, bzw. zu filmen um den Wechsel in der Phasengestalt zu verfolgen. Dabei ist auch dies interessant zu beobachten. Denn im Verlauf der Venusphasen ist auch ein wachsen und schrumpfen des Venusscheibchen zu sehen. Die Venus umläuft genauso wie die anderen Planeten die Sonne. Da die Venus innerhalb der Erde um die Sonne läuft, sehen wir sie gleichzeitig auch um die Sonne tanzen und sie ist mal am Abendhimmel als Abendstern, mal am Morgenhimmel als Morgenstern zu sehen. Sie enfernt sich aber nie weiter von der Sonne, so daß sie mal in der ganzen Nacht zu sehen wäre. Während es eines Umlaufs kommt die Venus uns dann besonders nahe, wenn sie zwischen Erde und Sonne in der sogenannten unteren Konjunktion steht. In oberer Konjunktion steht die Venus von uns aus hinter der Sonne. Dann ist sie auch voll beleuchtet. Tritt sie jetzt hinter der Sonne hervor, erscheint sie am Abendhimmel. Sie wandert immer weiter von der Sonne weg, bis zu ihrer größten östlichen Elongation, wenn sie ihren größten Winkelabstand von der Sonne erreicht hat. Von der oberen Konjunktion bis zur größten östlichen Elongation sehen wir, wie die Venusphase immer mehr abnimmt, bis zur Halbvenus. Da sich die Venus sich der Erde in der gleichen Zeit nähert, nimmt der Durchmesser des Venusscheibchen immer mehr zu. Zwischen größter östlicher Elongation und unterer Konjunktion nimmt die Venusphase immer weiter ab und die Größe des Venusscheibchen immer mehr zu. Bei der unteren Konjunktion sehen wir bei Tage auf die unbeleuchtete Venusscheibe, ganz ähnlich wie bei Neumond. Natürlich bleibt sie dabei leider unbeobachtar, es sei denn sie schiebt sich als dunkle Scheibe vor der Sonnenscheibe vorbei. Solch ein Venustransit ist aber sehr selten. Danach taucht die Venus am Morgenhimmel wieder auf und die Venusphase nimmt bis zur oberen Konjunktion wieder zu, während gleichzeitig die Größe des Venusscheibchens wieder abnimmt, da sich diese von uns entfernt.


Die Venus zeigt somit ein wirklich interessanten Spiel von Phasen und Größenunterschied, den man ganz einfach fotografisch bereits mit einem kleinen Teleskop festhalten kann. So etwas geht relativ leicht auch von zu Hause aus, vorausgesetzt man hat einen freien Blick nach Westen. Bei mir ist dies nur bedingt der Fall, ein großes Nachbarhaus und einige Bäume schränken den Blick ein. So ist die Venus am Abendhimmel nicht vom Garten, dafür besser vom Balkon aus zu sehen. Anders ist es in dem nahe gelegenen Feld, dem Platzenberg bei Bad Homburg. Hier ist der Blick nach Westen frei bis zu dem Höhenzug des Taunus.

Und genau dort zog es mich Ende April hin um nicht nur die Venus und wenige Tage später die schmale Mondsichel zu beobachten, sondern auch den Sonnenuntergang und einiges mehr.
Im April hatten wir ja eine sehr Phase trockenen Wetters mit klarem Himmel, der immer wieder zur Beobachtung einlud. Bei mir stand immer wieder mal der Mond und auch mal die Venus auf dem Programm. Aber hauptsächlich vom eigenen Garten und Balkon aus. Auf den Platzenberg lockte mich der Bad Homburger Natur- Reise- und Vulkanfotograf Adrian Rohnfelder, da er für sein Projekt Astrofotografie gerne auch mal Mond und die Planeten, somit auch die Venus mit einem Teleskop fotografieren wollte. Geht so etwas und was braucht man dazu, wollte er von mir wissen. Nachdem er für seine Olympus E-M1 Mark III einen T-Adapter besorgt hatte, trafen wir uns für die erste Beobachtung. Hierfür packte ich mein Celestron NexStar 8SE in meinen Bollerwagen, mit allem nötigen Zubehör sowie meine Vixen Polarie und Canon EOS 60 D Kamera, denn ich wollte an diesem Abend Sternbildfotografie machen. Adrian wollte die Venus durch mein Teleskop fotografieren. Zudem testete er mit einer Olympus E-M1 Mark II deren “Live-Composite” Funktion, mit der er tolle Star Trails Bilder machte.
Leider war es an dem Abend recht windig. Nichts desto trotzt hielten wir bis tief in die Nacht durch. Hier nun ein paar Bilder von der ersten Beobachtung. Danke an Adrian Rohnfelder für seine Bilder.





Ein paar Tage später waren wir wieder gemeinsam auf dem Platzenberg. An diesem Abend gesellte sich die schmale Mondsichel zur Venus, wie auch schon am Astronomietag am 28. März 2020. Mein Equipment lud ich nicht mehr in den Bollerwagen sondern in meinen Fahrradanhänger und fuhr damit zum Platzenberg. Die schmale zunehmende Mondsichel und die Venus waren meine Beobachtungsobjekte und beide zusammen über der Szenerie des Taunushöhezuges. Adrian war wieder mit seiner Olympus E-M1 Mark III dabei. Mit einem Olympus 300er F4 IS Pro Objektiv und einem 2 fach Telekonverter an der Kamera machte er Aufnahmen vom Mond. Da die Olympus einen Cropfaktor von 2 hat, kommt er damit auf eine Äquivalentbrennweite von 1200mm. Damit ohne Nachführung zu fotografieren finde ich sehr sportlich und das Ergebnis seiner Aufnahmen wirklich beeindruckend. Startrails mit der E-M1 Mark II hat er an dem Abend auch gemacht. Zum Glück war es an dem Abend recht windstill. Hier nun einige Bilder. Danke an Adrian Rohnfelder für seine Bilder.












Beeindruckend an dem Abend war auch, wie gut man den aschgrauen Mond sehen konnte. Man sieht dabei nicht nur die von der Sonne beleuchtete Seite des Mondes, sondern auch die eigentlich unbeleuchtete Mondseite. Das kommt dadurch, dass die Erde Sonnenlicht reflektiert und dieses die unbeleuchtete Mondseite leicht erhellt. Am besten ist dieser auch als Erdschein bezeichnete Effekt bis einige Tage nach Neumond oder vor Neumond zu sehen.

Toll war natürlich auch die Venus, die wir beide durch den 8 Zoll Schmidt-Cassegrain fotografierten. Auffällig dabei, dass der Vergleich mit früheren Aufnahmen zeigt, wie die Venussichel schmaler geworden ist. Das sollte in der kommenden Zeit noch deutlicher sichtbar werden.

Während die Venus ab Mitte Mai sich langsam und dann immer schneller vom Abendhimmel verabschiedet, betritt der innerste Planet Merkur die abendlich Bühne über dem westlichen Horizont. Ab dem 15. Mai wird er langsam sichtbar. Er erreicht am 30. Mai seinen größten Abstand von der Sonne und seine beste Abendsichtbarkeit. Dann wandert er wieder auf die Sonne zu und verschwindet am 14. Juni wieder vom Abendhimmel. Während seiner Abendsichtbarkeit Mitte Mai wandert der von der Sonne weglaufende Merkur an der Richtung Sonne eilenden Venus vorbei, wobei er ihr am 21. und 22. Mai besonders nahe kommt und sie vom 21. auf den 22. Mai überholt. Man kann an diesen Abenden wunderbar die helle Venus nutzen um den deutlich dunkleren Merkur zu finden. In kleinem Teleskop kann man dann versuchen die Merkursichel zu erkennen.
Das wird sicher wieder eine beeindruckende Beobachtung.