Die letzten Monate sah es mit den Planeten am Abend- und Nachthimmel recht mau aus. Die Venus strahlte abends über dem westlichen Horizont. Und die hellen Planeten Mars, Jupiter und Saturn tummelten sich tief über dem östlichen Horizont am morgendlichen Firmament und verschwanden bald in der Morgendämmerung. Für Planetenbeobachter eine echte Durststrecke. Doch das ändert sich in den kommenden Wochen.
Venus und Merkur
Zunächst einmal tut sich etwas am Abendhimmel. Die Venus, die uns seit Monaten als Abendstern erfreut hat, verabschiedet sich langsam vom Abendhimmel. Auf ihrer Bahn um die Sonne erreicht sie langsam den Punkt ihrer unteren Konjunktion. Dann steht sie zwischen Sonne und Erde und wird für uns unsichtbar. Am 3. Juni steht unser Schwesterplanet in unterer Konjunktion. Doch bereits am 29. Mai wird die Venus nicht mehr am Abendhimmel zu sehen sein. Sie steht dann bereits so nahe an der Sonne, dass sie in der Abenddämmerung nicht mehr zu sehen ist. Am 14. Juni wird sie dann am Morgenhimmel erscheinen und uns bis März 2021 als Morgenstern begleiten.

Zur Venus wird sich Mitte Mai 2020 der Merkur gesellen. Er wird etwa ab 16. Mai am Abendhimmel sichtbar werden. In den ersten Tagen wird es aber schwierig sein den flinken Planeten in der Abenddämmerung auszumachen. Am 4. Juni erreicht er seine größte östliche Elongation und ist dann am besten zu sehen. Man muss sich allerdings sputen, denn Merkur steht nicht sehr hoch über dem nordwestlichen Horizont und verschwindet bald im Atmosphärendunst. Am 7. Juni ist es dann auch wieder vorbei mit dem Auftritt des Götterbotens am Abendhimmel. Er nähert sich dann wieder der Sonne um Anfang Juli in unterer Konjunktion zu stehen und wird dann etwa am 18. Juli am Morgenhimmel sichtbar. Am 22. Juli erreicht er seine größte westliche Elongation. Bis zum 5. August bleibt Merkur am Morgenhimmel sichtbar. Danach verschwindet er für eine ganze Weile für uns, da er auf der Ekliptik sehr weit südlich steht, unter dem Himmelsäquator und daher kaum über den Horizont kommt. Erst im November wird er wieder am Morgenhimmel sichtbar.
Merkur und Venus bieten uns in der zweiten Maihälfte ein besonderes Schauspiel, denn sie werden gemeinsam sichtbar sein und sich sehr nahe kommen.

Der aufsteigende Merkur kommt der absteigenden Venus immer näher und wird am 22. Mai an ihr vorbei ziehen. Wir können das soweit verfolgen, indem wir die Positionen von Merkur und Venus am Abend des 21. Mai und des 22. Mai vergleichen. Am 21. Mai steht der schwache Merkur noch unterhalb der Venus, am Abend darauf steht er schon oberhalb der Venus. Die immernoch helle Venus können wir somit als Navigationshilfe nutzen um den lichtschwächeren Merkur zu finden. So sollte, eine klare Sicht zum nordwestlichen Horizont vorausgesetzt, der Merkur recht einfach am Himmel zu finden sein. Diesen Anblick sollte man sich nicht entgehen, da wir in diesem Jahr solch einen Anblick von Venus und Merkur nicht mehr geboten bekommen werden.

Ein paar Tage später, am 24. Mai gesellt sich noch die schmale Mondsichel des zunehmenden Erdtrabanten zu dem Duo. Mond und Venus rahmen den flinken Merkur, der sich schon deutlich von der Venus entfernt hat.

Mars, Jupiter und Saturn
Wenn sich Venus und Merkur vom Abendhimmel verabschiedet haben, müssen wir viele Stunden warten bis wir wieder Planeten zu Gesicht bekommen. In den frühen Morgenstunden tauchen über dem östlichen Horizont die Planeten Jupiter, Saturn und Mars auf. Noch müssen wir recht früh aufstehen um einen Blick auf die Planeten vor Dämmerungsbeginn und Sonnenaufgang erhaschen zu können. Am 13. Juni um 3 Uhr MESZ abnehmenden Mond im letzten Viertel unterhalb von Mars ganz dicht über dem östlichen Horizont erspähen. Mit fortlaufendem Jahr verfrüht sich der Aufgang der drei Planeten immer mehr und bald werden sie zu Planeten der ganze Nacht.

So steht der Gasriese Jupiter am 14. Juli 2020 und der Ringplanet Saturn am 20. Juli 2020 in Opposition zur Sonne. Sie stehen dann der Sonne genau gegenüber und sich die ganze Nacht über zu betrachten. Der rote Planet Mars erreicht seine Oppositionsstellung am 14. Oktober 2020. Mitte September können wir Jupiter, Saturn und Mars, im gebührenden Abstand von einander am Abendhimmel sehen. Leider werden zumindest Jupiter und Saturn wegen ihrer Position im Schützen nicht sehr hoch über den südlichen Horizont kommen. Der in den Fischen stehende Mars wird viel besser zu sehen sein.

Der Mars wird der Planet des Herbsthimmels werden und uns alle sicher erfreuen. Zum Zeitpunkt seiner Opposition konnt uns Mars wieder besonders nahe, bleibt mit gut 62 Millionen Kilometer allerdings weiter entfernt als vor gut 2 Jahren, als uns nur beinahe 58 Millionen Kilometer von unserem Nachbarn trennten. Aufmerksame Beobachter können im Teleskop dann auch einige Oberflächendetails wie die nördliche Polkappe ausmachen. Wer die Position des Mars zwischen den Sternen verfolgt, dem fällt auf, dass Mars seit dem 9. September 2020 rückläufig durch die Fische wandert. Etwa Mitte November endet seine Rückläufigkeit und er wandert danach Richtung Sternbild Widder. Mars bleibt uns auch in der ersten Hälfte 2021 am Himmel erhalten auch wenn er dann nur noch am Abendhimmel zu sehen ist.
Weihnachtsstern 2020
Einen ganz besonderen Leckerbissen werde uns die Planeten Jupiter und Saturn im Dezember 2020 bereiten. Am Abend des 21. Dezembers stehen sich beide Planeten ganz besonders nahe. So nahe, dass man mit bloßem Auge den Eindruck hat, man blicke auf einen Doppelstern. Im Teleskop, bei kleiner Vergrößerung, ergibt sich dann ein besonders schöner Anblick. Der helle Jupiter steht mit seinen vier hellen Monden, Kallisto, Ganymed, Io und Europa unterhalb des mit Ringen sichtbaren Saturn über dem noch sein heller Titan strahlt. So ein wenig erinnert das an die biblische Geschichte vom Stern von Bethlehem. Und tatsächlich dürfte dieser “Weihnachtsstern” auf ein nahe Begegnung von Jupiter und Saturn im Jahre 7 vor Christus zurückgehen.


Beide Planeten wandern im Dezember langsam aus dem Sternbild Schütze hinaus in den Steinbock. Dabei überholt der schnellere Jupiter den langsameren Saturn. Am 21. Dezember trennen beide Planeten nur 6 Bogenminuten von einander, das ist nur gut ein fünftel des Monddurchmessers. Am Tag zuvor und am Tag drauf sind es gut 9 Bogenminuten. Danach wächst der Abstand der beiden Planeten von einander recht schnell, auch wenn man sie noch einige Zeit recht dicht beieinander stehen sieht. Leider können wir diesen tollen Anblick am Abendhimmel nicht lange genießen, da beide Planeten gegen 18:45 Uhr untergehen und schon zuvor im atmosphärischen Dunst nahe des Horizontes verschwinden. Zu beiden Gasriesen gesellt sich zuvor am 17 Dezember die schmale Mondsichel des zunehmenden Mondes. Auch das wird ein toller Anblick werden, wenn das Wetter mitspielt. Mit ganz besonderen, weil seltenen Himmelsschauspiel geben Jupiter und Saturn ihre Abschiedsvorstellung von der abendlichen Sternhimmelbühne, die sie fast gemeinsam Anfang Januar 2021 verlassen.
Die Planeten bieten uns also in den kommenden Monaten ganz viele besondere Gelegenheiten zur Beobachtung. Bleibt nur zu hoffen, dass uns nicht das Wetter einen Strich durch die Rechnung macht und uns den Bilck auf diese Schauspiele verwehrt.