Ich muss zugeben dass Kometen in der Vergangenheit nicht wirklich zu meinen bevorzugten astronomischen Beobachtungsobjekten zählten. Nicht etwa weil sie sehr selten sind, eher weil man sie doch eher schwer zu beobachten kann. Kometen, die mit bloßem Auge zu sehen sind, die einen langen Schweif haben, sind doch eher selten. Weit häufiger sind Kometen mit dem Teleskop zu beobachten aber dann sind sie keine wirklich imposante Erscheinung. Aber auch gut zu sehende Kometen können entäuschen, wenn sie am falschen Platz am Himmel stehen und somit vom eigenen Standort schlecht oder gar nicht sichtbar sind. Der Komet Halley war 1985/86 mein erster, leider entäuschender Versuch der Kometenbeobachtung. Mein Interesse an ihm wurde durch die Medien und besonders durch die europäische Giotto Mission zu Halley geweckt. Leider erwies sich der Komet dann doch nicht als die imposante Erscheinung und war von Deutschland aus eher schwierig zu sehen, da er bald nach Dämmerungsende verschwand und nicht sehr hoch über dem südlichen Horizont stand. Weit besser waren die Sichtbedingungen je weiter man zum Erdäquator kam.
Die in den 1990’er Jahren sichtbaren Kometen Hyakutake und Hale-Bopp habe ich beobachtet und Hale-Bopp sogar fotografiert. Die Fotos sind damals nicht so toll geworden. Nach Hale-Bopp wurde es um Kometen eher ruhig.
So blieb mein Interesse an Kometen doch eher theoretischer Natur.
Anfang 2005 verfolgte zwar ich den Vorbeiflug des Kometen C/2004 Q2 Machholz, der zumindest schwach mit bloßem Auge zu sehen war. Fotografisch hielt ich in an mehreren Tagen im Januar und Februar als grünlichen Fleck ohne Schweif auf einigen Bildern auf seinem Weg durch den Stier und den Perseus fest.
Durch den europäischen Kometenjäger Rosetta und den Kometen C/2012 S1 ISON wuchs mein Interesse an der Kometenbeobachtung deutlich, auch wenn ISON leider zur Enttäuschung wurde, der er beim Vorbeiflug an der Sonne spektakulär zerbrach. Rosetta dagegen schickte sich Anfang 2014 an den Kometen 67P/Churyumov-Gerasimenko zu besuchen und diesen bis September 2016 zu begleiten. Ich hatte das Glück die Mission der Rosetta in dieser spannenden Phase öfter als Gast der europäischen Weltraumagentur ESA im europäischen Kontrollzentrum ESOC in Darmstadt verfolgen zu dürfen. Dazu kam noch, dass ich im Sommer 2017 als Guide die Sonderausstellung zur Rosettamission im Hessischen Landesmuseum Darmstadt Schulklassen spannendes aus der Kometenforschung und Beobachtung betreuen durfte.
Da wurde es mal Zeit für einen wirklich gut sichtbaren Kometen. Anfang 2020 wurde einige Kandidaten angekündigt, die aber leider nicht die in sie gesetzten Erwartungen erfüllten. Anders dann der Komet C/2020 F3 NEOWISE, der erst im März 2020 entdeckt wurde. Dieser Komet wurde in den folgenden Monaten zum Traum aller Amateure, da er im Juli und August besonders gut zu beobachten war. Mit bloßem Auge konnte man in der fortschreitenden Dämmerung nicht nur die Kometenkoma gut sehen, auch der lange Schweif trat bei zunehmender Dunkelheit immer besser hervor. Am 3. Juli durchlief Neowise den sonnennächsten Punkt seiner Bahn, den Perihel. Nur 44,1 Millionen Kilometer trennten ihn von der Sonne, er stand innerhalb der Merkurbahn. In den Tagen danach zeigte sich Neowise zunächst am Morgenhimmel in östlicher Richtung vor Sonnenaufgang. Da seine Bahn ihn am Sternbild Fuhrmann vorbei in Richtung Große Bärin führte, wurde er ab 10. Juli auch am Abendhimmel, zunächst nur sehr dicht über dem nordwestlichen Horizont.
Da der Komet Anfang Juli leider nicht von mir zu Hause aus sichtbar war, verzichtete ich auf den Versuch in morgens aufzufinden und hoffte auf gute Sichtbedingungen ab 10. Juli. Am 13. Juli 2020 war es tatsächlich soweit, dass ich vom Kirdorfer Feld, einem Feld bei Bad Homburg aus den Kometen am Abendhimmel ausmachte. Leider waren die Bedingungen nicht optimal und einige hohe Wolkenfelder trübten den Blick auf den Kometen, der sich bald in der zunehmenden Abenddämmerung am Horizont verabschiedete.
Die nächste Beobachtungsgelegenheit ergab sich für mich erst wieder eine Woche später, am 20. Juli 2020. Zu dieser Zeit war ich im Urlaub an der Ostsee in Ostholstein. Der Komet ist in dieser Zeit schon sehr deutlich in den unteren Bereich der Großen Bärin gewandert und war daher schon besser am Abendhimmel zu sehen. Der um gut 4 Breitengrade weiter nördlich gelegene Beobachtungsstandort brachte nochmal eine deutlich bessere Sichtbarkeit, da der Komet um besagte 4° höher am Himmel stand. Allerdings dauert es im Sommer leider im Norden länger bis zur astronomischen Dämmerung als im Süden, weshalb es dauerte bis der Komet deutlich zu sehen war. Mit einer kleinen Reisenachführung, dem Polarie Star Tracker von Vixen fotografierte ich den Kometen. Mit einem Teleobjektiv gelangen auch Detailaufnahmen des Kometen mit Staubschweif.
In den folgenden Nächten versuchte ich den Kometen immer mal wieder zu finden und seinen Weg durch die Große Bärin festzuhalten. Diesmal nutzte ich den recht dunklen Garten der Ferienwohnung, die etwas Abseits der Küste liegt. Auch wenn die Sicht hier etwas eingeschränkt war, bot der Standort einen sehr guten Blick die Richtung in der der Komet an diesen Abenden stand. Das Wetter ermöglichte mir zwar nicht an jedem Abend eine Beobachtung aber immer hin konnte ich an mehreren Abenden den Komten verfolgen und beobachten, wie er sich am unteren Rand der Großen Bärin, sozusagen durch deren Tatzen, bis zum Sternhaufen Mel 111 im Haar der Berenike bewegte. Am letzten Abend, dem 31. Juli störte bereits der zunehmende Mond, so daß der lichtschwächer werdende Komet nur schwach zu sehen war.
In den darauffolgenden Nächten war der Himmel leider selten so klar, dass sich eine Beobachtung gelohnt hätte, beziehungsweise der zunehmende Mond und der schwächer werdende Komet haben weitere Beobachtungen erschwert. Am 3. August unterschritt er mit einer Helligkeit von nur noch 6. Größe die Schwelle zur Sichtbarkeit mit bloßem Auge, so daß er nur noch im Fernglas oder Teleskop oder fotografisch zu beobachten war.
Eine Internetsuche nach sichtbaren Komenten ergibt zwar eine große Zahl an Kometen aber alle sind so lichtschwach, dass sie lediglich im Teleskop zu beobachten sind. Wann der nächste auffällige Komet wie Neowise kommt, läßt sich derzeit nur schwer abschätzen. Der Komet Neowise war schon ein beeindruckendes Himmelsschauspiel und macht Lust auf weitere Kometen. Vielleicht haben wir bald wieder das Glück im Winter den nächsten Kometen sehen zu können, der möglichst hoch am nördlichen Sternhimmel steht, so daß wir ihn in den langen Winternächten bewundern können.
Die Bilder wurden mit einer Canon EOS 60D und einer EOS 70D gemacht. Zum Einsatz kamen ein Tamron Weitwinkelobjektiv mit 10-24mm Brennweite, ein Tamron Objektiv mit 18-270mm Brennweite, sowie ein Wallimex 8mm Fisheye Objektiv. Nachgeführt wurde mit dem Polarie Star Tracker von Vixen, sowie dem Omegon Mini Track LX2.