In Teil 4 meiner Serie über die Entstehung der Volkssternwarte Hochtuanus geht es um die Entscheidung wie die Sternwarte aussehen soll.
Im Mai 2016 trafen sich mehrere Mitglieder der Astronomischen Gesellschaft Orion Bad Homburg e.V. zur ersten Sitzung des kurz zuvor gegründeten Arbeitskreises “Volkssternwarte Hochtaunus”.
Lesen Sie auch Teil 1, Teil 2, Teil 3 der Serie
Aufgabe des Arbeitskreises war es sich Gedanken über eine zukünftige Volkssternwarte im Hochtaunuskreis zu machen. Die 8 Mitglieder des Arbeitskreises überlegten sich ein Nutzungskonzept für die Sternwarte, dass heißt, wer alles Nutznießer der Volkssternwarte sein sollen. Sie machten sich auf die Suche nach einem guten Standort für eine Volkssternwarte. Besprachen wie die künftige Beobachtungsplattform der Astronomen aussehen sollte und wie viel sie kosten sollte.
Wie die Sternwarte aussehen wird und was sie kostet, hängt natürlich ganz entscheident vom Bauplatz ab. Anregungen und deren Erfahrungen hat sich der Arbeitskreis bei den Sternwarten der Region aber auch bei anderen Sternwarten geholt.
So wurden die Sternwarten von Burgsolms, Limburg, Bad Nauheim, Hofheim und Heppenheim besucht, ebenso eine Sternwarte in Sachsen-Anhalt. Kürzlich errichtete Sternwarten in ganz Deutschland wurden ebenfalls kontaktiert und nach deren Erfahrungen gefragt.
Am liebsten wäre uns wohl eine komplette Sternwarte mit klassischer Sternwartenkuppel, Beobachtungsplattform für mehrere Teleskope, Vortrags-und Arbeitsraum, sanitäre Anlagen etc, wie zum Beispiel in Bursolms oder Limburg. Da hat man den meisten Platz für alles, allerdings ist dies auch mit Abstand die teuerste Lösung.
Viel günstiger wäre da eine Container Sternwarte wie die von den Sternfreunden Münster. Die wäre allerdings sehr beengt und sieht wenig nach einer Sternwarte aus.
Eine Volkssternwarte, wie sie die Hofheimer Kollegen in Hofheim-Langenheim stehen haben rückte bald in die engere Auswahl. Dort gibt es neben der großzügigen Beobachtungplattform einen recht großen Aufenthalts und Arbeitsraum, sowie Staumöglichkeiten. Die Beobachtungsplattform wird bei Tage von einem Rolldach abgeschlossen.
Noch günstiger wird es, wenn man sich nur auf das nötigste, die reine Sternwartenkuppel, bzw. Beobachtungsplattform beschränken kann, da alle übrige Infrastruktur schon vorhanden ist.
Als die Wahl des Standortes für die Sternwarte auf das Gelände des Peter-Schall-Hauses fiel und die Zustimmung von der Stadt kam, war klar, dass wir weder Aufenthaltsräume, noch Vortragsräume und sanitäre Anlagen bauen müssen, da wir das vorhande Vereinshaus mitnutzen können. damit viel auch der Entschluss für eine Sternwarte mit einer klassischen Sternwartenkuppel.
Um mit dem Teleskop über das bestehenden Gebäude zu kommen, wird die Sternwartenkuppel auf ein etwa 4m hohes Gebäude mit einer Grundfläche von 6,5m*6,5m gesetzt.
Die Wahl der Kuppel entschied sich unter anderem auch durch die Erfahrungen anderer Sternwarten, die zum Teil besucht wurden.
Zunächst rückte eine Sternwartenkuppel der Firma ScopeDome in die nähere Auswahl. Der Reiz dabei war der recht günstige Preis. So sollte eine 5,5m Kuppel gut 30.000 Euro kosten, ohne Montage. Um solch eine Kuppel kennenzulernen und welche Erfahrungen mit ihr gemacht wurden, besuchten wir eine recht neue Sternwarte in Sachsen-Anhalt.
Die Kuppel machte zunächst einen sehr guten Eindruck. Bald zeigten sich aber ihre Schwächen. Die Außenhaut der Kuppel war nicht überall gleichmäßig gearbeitet. Nach Berichten des Betreibers kann Regenwasser in das Kuppelinnere eindringen und der Schutter ist anfällig für Schneelast. Der Motor, der den Schutter antreibt scheint etwas unterdimensioniert zu sein, da extreme Betriebsgeräusche zu hören waren, als der Schutter ganz geöffnet war. Bei tiefen Temperaturen und Feuchtigkeit bestehe die Gefahr, dass der Schutter festfriere. Was natürlich am Ende einer Beobachtungssession extrem nachteilig ist, dass sich dann die Sternwarte nicht schließen läßt. Ebenfalls ein großer Nachteil ist, dass die Kuppel keine Beobachtung im Zenit zuläßt, da dort der Motor für den Schutter sitzt.
So machten wir uns auf die Suche nach einer Alternative und fanden diese bei Baader. Die im süddeutschen Mammendorf bei Fürstenfeldbruck beheimatete Firma Baader Planetarium hat bei den Amateurastronomen einen sehr guten Ruf. Ihre Produkte sind qualitativ hochwertig, haben aber auch ihren Preis. Am 1. April 2017 machten wir uns zu viert auf nach Mammendorf um uns beraten zu lassen. Hier nahm sich Johannes Baader sehr viel Zeit für uns und zeigte uns auch die Produktionsstätten der Kuppelherstellung. Neben der klassischen Sternwartenkuppel mit Spaltöffnung bietet Baader auch die AllSkyKuppel an. Der AllSkyDome gibt es derzeit in 4 verschiedenen Größen.
Gegenüber der klassischen Sternwartenkuppel hat der AllSkyDome entscheidenen Vorteile. Die Kuppel läßt sich ganz öffenen und gibt so den Blick an den gesammten Himmel frei. Für eine Volkssternwarte ist dies ein großer Vorteil, da man neben der Beobachtung mit dem Teleskop gleichzeitig den Himmel erklären kann und so eine größer Gruppe beschäftigen kann. Zudem entfällt so die Synchronisierung der Kuppelsteuerung mit der Teleskopsteuerung, da die Kuppel nach dem Öffnen nicht mehr bewegt werden muß. So entfallen auch der Antrieb zur Drehung Kuppel und wartungsanfällige Mechanik. Ein weiterer Vorteil der AllSkyKuppel ist die verminderte Wartezeit vor einer Beobachtung, bis sich das Innere der Sternwartekuppel an die Temperatur außen angeglichen hat. Vor allem an heißen Tag ist das sehr wichtig. In einer Spaltkuppel kann die Luft eben nur aus dem Spalt heraus und bis der Temperaturausgleich geschafft ist, hat man eine beständige Luftunruhe und kann in der Zeit nicht beobachten. Besonder reizvoll ist, dass die Kuppel einen eigenen Eingang haben kann und man somit nicht genötigt ist, durch das untere Gebäude über eine Treppe in die Kuppel zu gelangen. Das bedeutet wieder eine Platzersparnis in der Kuppel, aber auch im Gebäude.
So viel unsere Wahl letztlich auf die Baader AllSkyKuppel als Sternwartenkuppel für die Volkssternwarte Hochtaunus. Die Mitglieder folgten letztlich auch der Einschätzung des Vorstandes, unterstützt auch von dem Fakt, dass die AllSkyKuppel inklusive Montierung nur wenig teurer ist als die vorher angedachte Kuppel von ScopeDome.
Mit diesem Entschluß und den nun bekannten Kosten, konnte der Weg zur Volkssternwarte weiter beschritten werden und die konkrete Planung engegangen werden. Dazu bald mehr.
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